Verhaltensänderungen nach einem Schlaganfall können ein normaler Teil des Genesungsprozesses sein. Einige Änderungen können jedoch auf das Vorhandensein anderer medizinischer Komplikationen hinweisen, die eine Behandlung erfordern. In diesem Artikel werden mögliche Verhaltensänderungen erläutert, damit Sie wissen, was Sie erwarten können und bei Bedarf ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Wir haben diesen Leitfaden so umfassend wie möglich gestaltet. Sie können die folgenden Links verwenden, um direkt zu jedem Verhalten zu springen.
Arten von Verhaltensänderungen nach dem Schlaganfall:
- Stimmungsschwankungen
- Depression
- Ungewöhnliches Verhalten
- Impulsives und unangemessenes Verhalten
- Sturheit
- Aggression und Streitlust
- Nachlässigkeit
- Kindliches Verhalten
- Hypo- und Hypersexualität
Warum treten nach dem Schlaganfall Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen auf?
Die Persönlichkeit wird als das einzigartige Muster von Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen einer Person definiert. Obwohl wir unsere Persönlichkeit eher als starr betrachten, ändert sie sich oft, während wir verschiedene Phasen im Leben durchlaufen.
Nach einem Schlaganfall können solche Veränderungen jedoch plötzlich auftreten. Schlaganfallpatienten können völlig neue Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen zeigen, die die ihnen nahestehenden Personen überraschen können. Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, den Patienten dabei zu helfen, unerwünschte Verhaltensweisen zu überwinden. Aber warum treten sie überhaupt auf?
Plötzliche Verhaltensänderungen nach einem Schlaganfall können durch Veränderungen im Gehirn verursacht werden. Ein Schlaganfall ist ein medizinisches Ereignis, das das Gehirn betrifft und unterschiedliche Mengen des Gehirngewebes beschädigt. Es kann folglich zu Veränderungen im Gehirn führen, die eine abrupte Verhaltensänderung verursachen.
In der Tat können plötzliche Verhaltensänderungen mit der durch den Schlaganfall betroffenen Hirnregion korrelieren. Zum Beispiel kann ein Schlaganfall im Frontalllappen zu Impulsivität führen, weil dieser Bereich des Gehirns zur Selbstkontrolle beiträgt.
Langsame, progressive Verhaltensänderungen nach einem Schlaganfall könnten dagegen einfach eine Folge von Veränderungen des Lebensstils sein. Viele von uns bekommen unser Gefühl von Persönlichkeit und Identität von Faktoren wie unseren Freunden, unserem Beruf und unseren Hobbys. Wenn sich diese Faktoren nach einem Schlaganfall ändern, kann dies zu Verhaltensänderungen führen.
Im nächsten Abschnitt werden Sie mehr über mögliche Verhaltensänderungen erfahren. Am Ende werden Sie verschiedene Ressourcen für die Behandlung und Genesung kennenlernen.
Arten von Verhaltensänderungen nach dem Schlaganfall
Es ist wichtig zu wissen, dass jeder Schlaganfall anders ist und daher jeder die Auswirkungen auch anders erlebt. Einige Patienten erleben gar keine Verhaltensänderungen erleben, während andere mehrere erleben.
Hier ist eine Erklärung der häufigsten Verhaltensänderungen nach einem Schlaganfall:
Stimmungsschwankungen nach dem Schlaganfall
Manchmal sind Stimmungsschwankungen eine harmlose Folge der intensiven Herausforderungen der Genesung nach einem Schlaganfall. Alltägliche Aktivitäten können mehr Energie als normal erfordern, da das Gehirn immer noch heilt. Dies kann zu einer schlaganfallbedingten Erschöpfung und Stimmungsschwankungen als eine Komplikation dieser Erschöpfung führen.
Anderenfalls können die Stimmungsschwankungen von einer Schädigung des Gefühlszentrums des Gehirns herrühren, was zu einem Zustand führt, der als emotionale Labilität oder pseudobulbäre Affektstörung bekannt ist. Dies kann unkontrollierbare emotionale Ausbrüche wie Lachen oder Weinen verursachen, selbst wenn die Situation nicht lustig oder traurig ist. Diese Erkrankung kann sich im Laufe der Zeit von alleine verbessern (spontane Genesung), und sie kann auch mit Medikamenten behandelt werden.
Depression
Schätzungsweise einer von drei Schlaganfallpatienten hat mit Depressionen zu kämpfen. Depressionen sind zwar nicht wirklich ein Verhalten, sie können jedoch sekundäre Auswirkungen auf das Verhalten einer Person haben. Zum Beispiel kann eine Person während der Genesung aufgrund einer Depression nach dem Schlaganfall unmotiviert werden, und wenn diese Person bislang eine eher ehrgeizige Person war, kann dies wie eine Verhaltensänderung wirken.
Die gute Nachricht ist, dass Studien zeigen, dass sich die Depression etwa ein Jahr nach einem Schlaganfall tendenziell lichtet. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Depressionen eine Folge der Herausforderungen der Genesung sind und sich tendenziell verbessern, wenn sich die Fähigkeiten des Patienten verbessern und/oder er/sie lernt, sich an den neuen Lebensstil anzupassen.
Seltsames Verhalten
Einige Familienmitglieder bemerken merkwürdiges Verhalten bei ihren Angehörigen nach einem Schlaganfall, wie wirre Gedanken und Handlungen, die keinen Sinn zu machen scheinen. Sprechen Sie immer mit einem Arzt, wenn Sie durch ungewöhnliche Verhaltensänderungen besorgt sind, denn sie könnten ein Zeichen für eine schlaganfallbedingte Demenz sein. Seien Sie jedoch vorsichtig, keinen vorzeitigen Schlüssen zu ziehen.
Das Auftreten seltsamer Verhaltensweisen allein bedeutet nicht, dass eine Person an Demenz leidet. Versuchen Sie, sich in die Lage eines Patienten zu versetzen, und stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn sich Ihre Fähigkeiten über Nacht ändern würden. Obwohl diese Veränderungen manchmal physisch sind, kann es auch kognitive und wahrnehmungsbezogene Veränderungen durch einen Schlaganfall geben, die zu ungewöhnlichem Verhalten führen können. Zeigen Sie stets Mitgefühl, und sprechen Sie dann mit einem Arzt über mögliche Bedenken, vor allem, wenn Sie sich um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Ihnen nahestehenden Person sorgen.
Irrationales, impulsives oder unangemessenes Verhalten
Einige Verhaltensänderungen werden durch Schäden an der exekutiven Funktion des Gehirns verursacht, die zu unserem Gedächtnis, kritischem Denken und unserer Selbstkontrolle beiträgt. Wenn ein Schlaganfall die Gehirnbereiche schädigt, die zur exekutiven Funktion beitragen, wie zum Beispiel den Stirnlappen, kann es zu Verhaltensänderungen wie irrationalem oder unangemessenem Verhalten kommen.
Insbesondere Impulsivität ist häufig mit einem Schlaganfall beider Frontalllappen und einem Schlaganfall im Schläfenlappen verbunden, der eine Rolle für das Urteilsvermögen und die Entscheidungsfindung spielt, insbesondere wenn die rechte Seite betroffen ist.
Stures Verhalten
Einige Betreuer bemerken nach einem Schlaganfall ein stures Verhalten der ihnen nahestehenden Person. Um zu verstehen, warum dies geschieht, hilft es, zu verstehen, warum der Patient stur ist.
Besteht er/sie darauf, Dinge unabhängig zu tun, obwohl es schwierig ist? Diese Sturheit ist tatsächlich hilfreich für die Genesung, da sie das Gehirn stimuliert und Verbesserungen fördert, solange der Patient Tätigkeiten auf sichere Weise durchführt.
Wenn der Patient jedoch stur hinsichtlich der Folgen seines/ihres Schlaganfalls ist und er/sie leugnet, dass etwas nicht stimmt, könnte dies ein Zeichen für eine Erkrankung sein, die als Anosognosie oder „Mangel an Einsicht“ bezeichnet wird.
Diese Erkrankung verursacht, dass die betroffene Person ihre Behinderung leugnet. Es ist wichtig zu wissen, dass Menschen mit einer Anosognosie nicht absichtlich stur sind. Die Anosognosie wird durch Veränderungen im Gehirn verursacht, die die Fähigkeit der Person zur Selbstreflexion beeinträchtigen.
Aggressives und streitlustiges Verhalten nach dem Schlaganfall
Einige Patienten können nach einem Schlaganfall ein aggressives und streitlustiges Verhalten zeigen. Wenn dies geschieht, sollten Sie Hilfe aufsuchen und mit einem Arzt sprechen und, falls Sie eine Verletzung erleiden, eine Hotline für häusliche Gewalt anrufen.
In der Regel ist das aggressive und streitlustige Verhalten das Ergebnis einer Schädigung des Stirnlappens und einer gestörten Impulskontrolle. Medikamente können helfen, und es ist zwingend notwendig, dass Sie mit dem Arzt der Ihnen nahestehenden Person sprechen und gleichzeitig Ihre Sicherheit schützen.
Vergesslichkeit und Nachlässigkeit
Manchmal wirkt sich ein Schlaganfall auf das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit aus. Dies kann dazu führen, dass ein Schlaganfallpatient vergesslich oder nachlässig handelt. Die Vergesslichkeit ist oft das Ergebnis einer beeinträchtigten kognitiven Funktion nach einem Schlaganfall, und sie kann sich mit der Zeit und einer kognitiven Rehabilitation verbessern.
Die Nachlässigkeit kann jedoch ein Zeichen eines Halbseitenneglect sein, eines Zustands, in dem ein Schlaganfallpatient die Dinge in der Umgebung der betroffenen Seite nicht bemerkt. Wenn Sie sich beispielsweise einer Person mit einem linksseitigen Neglect nähern, bemerkt er/sie Sie möglicherweise nicht. Während dies wie eine Verhaltensänderung wirken kann, handelt es tatsächlich um ein kognitives Defizit, das formell diagnostiziert und behandelt werden sollte.
Kindliches Verhalten
Einige Patienten zeigen ein kindliches Verhalten nach einem Schlaganfall. Es ist wichtig zu verstehen, dass manche Menschen diese Art von Verhalten als einen Bewältigungsmechanismus nutzen. Allerdings ist nicht jedes kindliche Verhalten ein Bewältigungsmechanismus. Manchmal, wenn das Verhalten extrem wird, ist es ein Zeichen einer vaskulären Demenz oder einer Verletzung des Frontallappens. Sie sollten also unbedingt einen Arzt konsultieren.
Hypo- und Hypersexualität nach dem Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall kann die Libido einer Person abnehmen oder zunehmen. Wenn die Libido abnimmt, wird dies als Hyposexalität bezeichnet, was nach einem Schlaganfall häufig vorkommt. Dies kann durch die Herausforderungen der Genesung, die Unsicherheiten über körperliche Fähigkeiten und Veränderungen im Gehirn bedingt sein. Zudem können einige Medikamente wie Antidepressiva den Sexualtrieb verringern.
Auf der anderen Seite erleben einige Schlaganfallpatienten eine Zunahme ihrer Libido, was als Hypersexualität bezeichnet wird. Eine sehr kleine Studie fand heraus, dass die Hypersexualität mit einem Schlaganfall im Schläfenlappen assoziiert war.
Diagnose und Behandlung von Verhaltensänderungen nach einem Schlaganfall
Es gibt verschiedene Arten von Verhaltensänderungen nach einem Schlaganfall, jede mit ihren eigenen verschiedenen möglichen Ursachen. Daher ist es wichtig, eine formelle Diagnose von Ihrem Arzt zu bekommen.
Hier sind einige Schritte, die der Ihnen nahestehenden Person bei unerwünschten Verhaltensänderungen nach einem Schlaganfall helfen können:
- Medikamente. Wenn ein Arzt bei der Ihnen nahestehenden Person eine vaskuläre Demenz, eine pseudobulbäre Affektstörung oder eine Verletzung des Stirnlappens diagnostiziert, wird er/sie eventuell Medikamente empfehlen. Bestimmte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer können dazu beitragen, eine Vielzahl von Verhaltensänderungen zu verbessern, die auf biologischen Veränderungen beruhen.
- Psychotherapie. Ein weiterer bedeutender Schritt zur Bewältigung von Verhaltensänderungen ist eine Psychotherapie. Wenn die Verhaltensänderungen schwerwiegend sind, ist die Therapie allein möglicherweise nicht ausreichend, aber sie kann sicherlich eine wichtige Rolle bei der Genesung spielen.
- Positive Psychologie. Während die Psychotherapie versucht, Negativitäten anzugehen, zielt die positive Psychologie darauf ab, „das Gute zu verbessern“, indem sie das Gehirn für Zufriedenheit neuvernetzt. Diese Praxis ist besonders bei schlaganfallbedingten Depressionen hilfreich. Das Buch Healing & Happiness After Stroke taucht tiefer in dieses Konzept ein.
- Kognitive Rehabilitation. Wenn ein Schlaganfall bestimmte kognitive Funktionen wie das kritische Denken oder Gedächtnis beeinträchtigt hat, kann die kognitive Rehabilitation helfen. Sie wird häufig von einem Sprachpathologen bereitgestellt und beinhaltet die Durchführung bestimmter mentaler Übungen zur Förderung der Neuroplastizität und Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten. Menschen, die an einem schlechten Gedächtnis oder einer Demenz leiden, können besonders von dieser Therapie profitieren. Wir empfehlen die CT-App zur sprachlichen und kognitiven Therapie, da sie von erfahrenen Sprachpathologen entwickelt wurde.
- Meditation. Vergessen Sie diese einfache, aber wirksame Praxis nicht! Die Meditation bringt nachweislich viele Vorteile, die bei den nach einem Schlaganfall auftretenden Verhaltensänderungen und insbesondere bei Impulsivität helfen können. Wenn Sie üben, im Moment still und präsent zu sein, stärken Sie diese Fähigkeit. Bei der Genesung dreht sich alles um die Neuroplastizität und das Üben der Fähigkeiten, die Sie verbessern möchten.
- Gesundes Essen. Schließlich spielen die Lebensmittel, die Sie essen, eine Rolle für die Art und Weise, in der Sie denken und sich verhalten. Durch den Verzehr von Lebensmitteln, die bekanntermaßen zur Genesung nach einem Schlaganfall beitragen, wie z. B. die Hirnleistung unterstützender Fettsäuren, können Sie sich die größte Chance für ein besseres Wohlbefinden geben.
Wie Sie sehen können, gibt es viele Möglichkeiten, die unerwünschten Verhaltensänderungen nach einem Schlaganfall zu behandeln. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, um Ihre Optionen zu erkunden, und erwägen Sie zudem, einige gesunde Gewohnheiten wie Meditation und eine gesündere Ernährung zu beginnen.
Vergessen Sie zudem nicht, dass es zu einer spontanen Genesung kommen kann, bei der sich einige Erkrankungen von selbst verbessern, und sprechen Sie gleichzeitig proaktiv mit Experten, um die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
Überblick: Beurteilung von Verhaltensänderungen nach dem Schlaganfall
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie das Verhalten durch einen Schlaganfall beeinflusst werden kann. Manchmal sind die Verhaltensänderungen das Ergebnis von Veränderungen im Gehirn, und eine kognitive Rehabilitation kann helfen, die Genesung zu fördern. Manchmal sind die Verhaltensänderungen eine Komplikation der Schwierigkeiten der Schlaganfallrehabilitation, die oft im Laufe der Zeit mit der Verbesserung der Fähigkeiten des Patienten abnehmen.
Sprechen Sie stets mit einem Arzt, wenn Sie über bestimmte Verhaltensweisen besorgt sind, sodass Sie ein klares Bild davon bekommen können, was vor sich geht und wie Sie handeln sollten. Wir wünschen Ihnen viel Glück auf dem Weg zur Genesung und einer besseren Verhaltensgesundheit.